Waschbären sind längst nicht mehr nur in Nordamerika zu finden. Seit ihrer Einführung in Europa haben sie sich in weiten Teilen Deutschlands und anderen Ländern angesiedelt und gut angepasst. Besonders in Kleingärten stellen sie eine wachsende Herausforderung dar, da Gartenbesitzer ihre Pflanzen und Haustiere vor den neugierigen und oft zerstörerischen Tieren schützen müssen.

Ursprünglich wurden Waschbären in Deutschland zur Bereicherung der Tierwelt und für die Pelzindustrie eingeführt. 1934 wurden einige Tiere mit Genehmigung der preußischen Regierung in Hessen ausgesetzt, um eine lokale Quelle für das begehrte Waschbärenfell zu schaffen. Viele Tiere entkamen aus Pelzfarmen und Zoos, was ihre Verbreitung in der Natur förderte. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit und dem Fehlen natürlicher Feinde konnten sie sich stark vermehren und werden heute als Plage angesehen.

In diesem Beitrag betrachten wir die Probleme, die Waschbären in Kleingärten verursachen, und zeigen tierfreundliche Maßnahmen, um sie fernzuhalten. Zudem gehen wir auf gesundheitliche Risiken ein und wie Gärtner ihre Sicherheit gewährleisten können.

Anpassungsfähige Allesfresser mit hohem Problempotenzial

Der Waschbär (Procyon lotor) gehört zur Familie der Kleinbären und ist an seiner maskenartigen Gesichtsfärbung und dem buschigen Schwanz mit schwarzen Ringen erkennbar. Aufgrund seiner Anpassungsfähigkeit ist er in der Lage in diversen Lebensräumen, von Wäldern bis hin zu städtischen und suburbanen Gebieten zu leben. Zunehmend findet man ihn auch in Kleingartenanlagen.

Als Allesfresser passt er seine Ernährung an die örtlichen Gegebenheiten an. In Gärten frisst er Fallobst, Gemüse, Müll und Haustierfutter, was diese besonders nachts zu attraktiven Zielen für ihn macht.

Probleme und Gefahren durch Waschbären im Kleingarten

Waschbären können in Kleingärten erheblichen Schaden anrichten, der sich nicht nur auf Pflanzen beschränkt, sondern auch Gebäude und Infrastrukturen betrifft. Hier sind die häufigsten Probleme im Überblick:

1. Zerstörung von Pflanzen und Garteninfrastruktur

Waschbären wühlen in Beeten, graben Pflanzen aus und schädigen Obstbäume und Gemüsepflanzen. Besonders ärgerlich ist es, wenn mühsam angebaute Pflanzen über Nacht zerstört oder angeknabbert werden. Auch Mülltonnen und Komposthaufen durchwühlen sie auf der Suche nach Essensresten, was nicht nur Unordnung, sondern durch Kot und Urin auch gesundheitliche Risiken mit sich bringt.

Ein weiteres Problem ist das Eindringen in Gartenhäuser. Waschbären klettern über Äste, Rankpflanzen oder Dachrinnen auf Dächer, wo sie durch Urin, Kot und das Aufreißen von Dachmaterialien Schäden anrichten, insbesondere an der Isolierung.

2. Gefährdung von Haustieren und gesundheitliche Risiken

Waschbären können kleinere Hunde und Katzen gefährden, besonders wenn sie sich bedroht fühlen und aggressiv reagieren. Eine größere Gefahr sind jedoch die Krankheiten, die sie übertragen. Ihr Kot enthält oft Parasiten wie den Waschbärspulwurm, der bei Menschen, vor allem Kindern, schwere neurologische Schäden verursachen kann. Zudem können sie Tollwut und Staupe übertragen, was Haustiere gefährdet. Kleingärtner sollten beim Aufräumen von Waschbärspuren Handschuhe und Mundschutz tragen und Kontakt mit Kot und Urin vermeiden.

3. Barrieren oder Bewegungssensoren mit Licht errichten

Bewegungssensoren, die Licht auslösen, können Waschbären abschrecken, da sie nachtaktiv sind. Diese sollten nahe Mülltonnen, Komposthaufen oder Teichen installiert werden. Rutschblenden an Bäumen und Nistkästen in mindestens 3 Metern Höhe verhindern das Hochklettern und den Zugang der Tiere.

4. Ultraschallgeräte

Ultraschallgeräte senden für Waschbären unangenehme, unhörbare Töne aus und können in anfälligen Bereichen platziert werden. Sie vertreiben die Tiere auf humane Weise, ohne ihnen zu schaden.

5. Natürliche Abwehrmittel

Einige Gerüche wie Chili, Pfeffer oder Ammoniak schrecken Waschbären ab. Diese können entlang von Pfaden, Zäunen oder Nistkästen verteilt werden. Auch stark duftende Pflanzen wie Minze oder Lavendel halten die Tiere fern.

6. Waschbärsichere Futterquellen für Vögel

Vogelfutter zieht oft auch Waschbären an. Um dies zu vermeiden, sollte Futter nur tagsüber in Maßen angeboten und nachts entfernt oder gesichert werden. Waschbärsichere Futterspender begrenzen den Zugang zusätzlich.

7. Professionelle Schädlingsbekämpfung

Wenn alle Maßnahmen versagen, kann professionelle Hilfe nötig sein. Schädlingsbekämpfer oder der Tierschutz können Waschbären sicher fangen und umsiedeln, ohne Schaden anzurichten. Dabei müssen jedoch die geltenden Gesetze beachtet werden, da eigenmächtiges Fangen oft reguliert oder verboten ist.

Verhalten bei einer Begegnung mit Waschbären

Trotz aller Schutzmaßnahmen können Waschbären den Garten besuchen. In solchen Fällen sollten Gartenbesitzer grundlegende Verhaltensregeln beachten, um sich und die Tiere zu schützen:

1. Ruhe bewahren

Waschbären greifen nicht von Natur aus an, sondern reagieren auf Bedrohungen, daher sollte man ruhig bleiben und hektische Bewegungen und Lärm vermeiden, um sie nicht zu erschrecken.

2. Abstand halten

Halte einen sicheren Abstand und blockiere nicht den Fluchtweg, da sich Waschbären bedroht fühlen, wenn sie in die Enge getrieben werden, und sie meist von selbst die Situation verlassen.

3. Haustiere fernhalten

Bringe Hunde und Katzen sofort ins Haus, da Waschbären kleine Haustiere als Bedrohung sehen und sich verteidigen könnten, besonders mit Jungen. Lass die Haustiere erst wieder hinaus, wenn der Waschbär weg ist.

4. Den Waschbären nicht füttern oder provozieren

Füttere den Waschbären nicht, auch wenn er harmlos wirkt, da dies ihn ermutigen könnte, zurückzukommen oder aggressiv nach Futter zu suchen. Reize ihn nicht, indem du ihn anstarrst oder Lärm machst.

Gut gemeint, aber…

5. Langsam zurückziehen

Wenn du dem Waschbären nähergekommen bist, ziehe dich langsam und ruhig zurück, ohne ihm den Rücken zuzuwenden, um ihn nicht zu bedrohen.

6. Waschbär nicht bedrängen

Waschbären greifen selten an, können aber aggressiv werden, wenn sie in die Enge getrieben werden. Obwohl sie klein sind, können sie beißen oder kratzen, wenn sie sich bedroht fühlen.

7. Keine Fangversuche unternehmen

Versuche nicht, den Waschbären zu fangen oder anzufassen, da dies gefährlich sein kann und sie Krankheiten wie Tollwut oder Staupe übertragen können. Zudem ist das eigenhändige Fangen in vielen Regionen ohne Genehmigung illegal.

8. Falls der Waschbär aggressiv wird

Wenn ein Waschbär ungewöhnlich aggressiv ist, bleibe ruhig, halte Abstand und suche Schutz in einem sicheren Bereich wie einem Haus oder Auto. Kontaktiere einen Tierexperten, das örtliche Veterinäramt oder die Feuerwehr, wenn der Waschbär Anzeichen von Tollwut zeigt, wie Desorientierung, Aggression oder fehlende Scheu vor Menschen.

9. Was tun bei wiederholten Besuchen?

Wenn der Waschbär regelmäßig zurückkommt, kontaktiere professionelle Schädlingsbekämpfer oder den örtlichen Tierschutz, um das Tier fachgerecht und legal entfernen zu lassen. Sichere alle Nahrungsquellen wie Mülltonnen, Kompost und Haustierfutter, um den Waschbären nicht anzulocken. Überprüfe und sichere auch mögliche Einstiegsstellen, wie Zäune oder Dächer.

Durch diese Verhaltensregeln schützt du dich, deine Familie und Haustiere vor möglichen Gefahren und trägst dazu bei, dass der Waschbär keine weiteren Schäden anrichtet.

Waschbären im Kleingarten stellen eine Herausforderung dar, doch mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen lassen sich viele Probleme vermeiden. Es ist wichtig, den Garten so zu gestalten, dass er für Waschbären möglichst unattraktiv wird, indem Nahrungsquellen entfernt und Zugänge erschwert werden. Gleichzeitig sollte auf den Schutz der eigenen Gesundheit und der von Haustieren geachtet werden. Sollten dennoch Probleme auftreten, ist es immer ratsam, professionelle Hilfe hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass sowohl Mensch als auch Tier geschützt bleiben.